Vom Traditionsbetrieb in Pflugfelden zum Supermarkt in der Innenstadt Im Rahmen ihrer Sommertour im Wahlkreis lud die Ludwigsburger Landtagsabgeordnete Silke Gericke (GRÜNE) Herrn Florian Hassler, Staatssekretär für politische Koordinierung und Europa im Staatsministerium Baden-Württemberg, am vergangenen Dienstag nach Ludwigsburg ein, um mit ihr vor Ort einen Eindruck zu dem Thema regionale Versorgung zu gewinnen. Florian Hassler koordiniert den Strategiedialog Landwirtschaft (SDL), der vergangenes Jahr durch die Landesregierung eingerichtet wurde. Ziel des SDL ist es, im Dialog mit den relevanten Akteuren die kleinstrukturierte, bäuerliche Landwirtschaft im Land zu erhalten und zugleich die biologische Vielfalt in der Kulturlandschaft zu stärken. Die Marktpreiskrisen der Jahre 2009, 2012 und 2015 mit niedrigen Erzeugerpreisen haben viele Kuhmilcherzeugerbetriebe in Baden-Württemberg schwer getroffen. Auch Corona und der Krieg in der Ukraine sind für einen Milchbauernhof wie den der Familie Dobler in Ludwigsburg-Pflugfelden eine Herausforderung. Bei der Besichtigung des bereits in der 11. Generation geführten Familienbetriebs, konnten sich Silke Gericke und Florian Hassler davon überzeugen, wie die regionale Milchvermarktung mit wenig Fachkräften in der Fläche noch wirtschaftlich funktioniert. Der Hof beliefert im Großraum Stuttgart als Direktvermarkter über 90 verschiedene Lebensmitteleinzelhändler, von Hofläden bis hin zu den Supermärkten. Immer freitags liefert der Hof noch direkt vor die Haustür der Bestellerinnen und Besteller in Ludwigsburg – ein Service, der gut organisiert ist. Staatssekretär Florian Hassler zeigte sich von der Arbeit der Brüder Matthias und Joachim Dobler beeindruckt: „Betriebe, wie der Milchbauernhof Dobler, sind eine gute Antwort auf die Nahversorgung der Bürgerinnen und Bürger. Diese Betriebe gilt es zu unterstützen, damit sie die Herausforderungen unserer Zeit überstehen und auch in Zukunft mit ihren Erzeugnissen die Region versorgen können. Mit dem Strategiedialog Landwirtschaft wurde hierfür ein Arbeitsformat durch die Landesregierung geschaffen, mit dem wir über 100 Player aus Landwirtschaft, Naturschutz, Ernährungswirtschaft, Handel sowie Verbrauche- rinnen und Verbraucher zusammenbringen. Gemeinsam werden in Arbeitsgruppen Lösungsansätze entwickelt, um eine angemessene Bezahlung für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu ermöglichen, regionale Produkte zu fördern, den Bio-Anteil zu erhöhen und das Bewusstsein der Verbraucher zu schärfen.“ Silke Gericke, die neben ihrem verkehrspolitischen Schwerpunkt auch im Ausschuss für Landesentwicklung und Wohnen die GRÜNEN im Parlament vertritt, betont hierzu: „Gerade im Ballungsraum ist das Thema der Flächenkonkurrenz ein entscheidendes Thema. Denn gerade ein Milchbauernhof wie der von Familie Dobler, hat ja nicht nur den Hof, der bewirtschaftet wird, sondern zusätzlich Acker- und Wiesenflächen, um Mais und Heu als Nahrung für den Milchkuhbestand zu garantieren. Aber Flächen im Ballungsraum sind begehrt und trotz der Krisen immer noch ein teures und rares Gut – für den Wohnungsbau, für Industrieflächen etc. Deshalb müssen wir auch hier als Politik genau schauen, was unsere gesetzlichen Entscheidungen in Stuttgart in Sachen Flächenmanagement für die Landwirtschaft bedeuten.“ Nach dem Rundgang auf dem Milchbauernhof ging es dann zur Filiale der Firma REWE in der WilhelmGalerie in der Ludwigsburger Innenstadt. Hier ließen sich die beiden Politiker*innen vom Marktleiter, Herrn Holger Müller, das Firmenkonzept zur Regionalität erläutern. REWE Ludwigsburg arbeitet hier eng mit Erzeugern – vom Weinbau bis zur Gärtnerei, vom Backfachhandwerk bis hin zum Hühnerhof – zusammen. „Regionale Lebensmittel sind inzwischen ein Megatrend und nehmen zum Beispiel im Gemüse und Obstsegment bei uns im Haus bis zu 20 Prozent in der Auslage ein“. Staatssekretär Hassler: „Wenn sich unsere großen Lebensmitteleinzelhändler wie REWE vermehrt für regionale Produkte im Verkauf stark machen, hat die heimische Produktion viel gewonnen. Denn der Genuss einheimischer Spezialitäten steht unmittelbar mit dem Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft in Zusammenhang. Da brauchen wir große Player, die mit ihrer verbindlichen Abnahme den regionalen Anbietern Sicherheit geben.“ Marktleiter Holger Müller betont: „Neben Ackerbau finden sich viele Sonderkulturen wie Obst- und Weinbau. Die Qualitätsprogramme des Landes – das „Biozeichen Baden-Würtütemberg" und das "Qualitätszeichen Baden-Württemberg" – geben Verbraucherinnen und Verbrauchern in puncto Regionalität eine verlässliche Orientierung beim Einkauf.“ Silke Gericke, Verkehrspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion sieht auch im Bereich der Logistik klare Vorteile: „Je mehr Lebensmittel aus der Region bezogen werden, umso weniger Kilometer werden diese auf der Straße transportiert. Das entlastet auch unsere Bundes- und Landesstraßen! Zudem geben regionale Produkte auch den Endverbrauchern gerade in Krisen- und Pandemiezeiten mehr Sicherheit bei der Lebensmittelversorgung, denn regionale Lebensmittelproduktion macht unabhängiger von Importen und langen Lieferketten.“ Zum Ausklang des Wahlkreisbesuchs lud die Abgeordnete interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Dialog mit Staatssekretär Hassler und sich ein. Hier konnte man u.a. zu Eindrücken des Tages Einblick gewinnen und sich mit den beiden Politiker*innen intensiv austauschen: Wie funktioniert regionaler Handel im Gesamtgefüge Europa? Welche Regelungen gibt es und auf was kann man als Endverbraucher auch beim Einkauf achten.