Stellungnahme zum Artikel „Die Neckarbrücke wird zum Politikum“ (Ludwigsburger Kreiszeitung, Artikel vom 07. Juni 2025)
Der Artikel in der Ludwigsburger Kreiszeitung greift die angespannte Situation rund um die Neckarbrücke in Ludwigsburg auf und schildert den Vor-Ort-Termin zweier FDP-Politiker, darunter Dr. Christian Jung. Deutlich kritisiert wurde der bauliche Zustand der Brücke sowie die Verschiebung der angekündigten Sanierungsarbeiten. Um der eigenen politischen Botschaft Nachdruck zu verleihen, wurde vor Ort sogar die Polizei hinzugezogen – ein Schritt, der irritiert. Es handelte sich nicht um eine plötzlich auftretende Gefahrenlage, sondern um eine seit längerem bekannte Situation, die das zuständige Regierungspräsidium längst aufgegriffen hat und nun – zu Recht – mit erhöhter Priorität behandelt.
Die Umsetzung von Straßenbauprojekten in Baden-Württemberg folgt einer transparenten, an sachlichen Kriterien orientierten Priorisierung – und nicht auf Zuruf von verzweifelten Oppositionspolitikern. Die Neckarbrücke ist Bestandteil eines strukturierten Sanierungsprogramms, das den Grundsatz „Erhalt und Sanierung vor Aus- und Neubau“ in den Mittelpunkt stellt. Im Doppelhaushalt 2025/26 wird dieser Kurs mit einem Rekordetat für Landesstraßensanierungen unterstrichen – mit besonderem Fokus auf Brückeninfrastruktur.
Umso befremdlicher wirkt der Versuch der FDP, durch öffentliche Dramatisierung ein Versäumnis zu konstruieren, das faktisch nicht vorliegt – und dies zudem im direkten Widerspruch zur eigenen politischen Haltung. Seit Jahren plädiert die FDP für eine Entbürokratisierung im Bauwesen: weniger Prüfverfahren, kürzere Planungszeiten, einfachere Genehmigungswege. Wer aber Planungs- und Kontrollmechanismen politisch zurückfahren möchte, kann schwerlich im nächsten Schritt mangelnde Bauqualität beklagen. Dieser Widerspruch untergräbt die Glaubwürdigkeit des eigenen politischen Anspruchs.
Besonders der Einsatz der Polizei im Rahmen dieses Ortstermins wirft Fragen auf. Es ist fragwürdig, in einer bekannten Lage, in der die zuständige Behörde bereits handelt, zusätzliche staatliche Einsatzkräfte zu binden – allein zur politischen Untermalung. In Zeiten personeller Belastung wirkt ein solcher Schritt nicht nur unverhältnismäßig, sondern auch wenig respektvoll gegenüber den realen Einsatznotwendigkeiten, die Polizei und öffentliche Ordnung täglich zu bewältigen haben.
Gleichzeitig bleibt offen, wie die FDP die von ihr geforderte Beschleunigung von Sanierungsverfahren tatsächlich ermöglichen möchte. Der Fachkräftemangel im öffentlichen Bau- und Planungswesen ist eine bekannte, strukturelle Herausforderung. Wer schnellere Verfahren verlangt, muss auch beantworten, wie die notwendigen personellen Kapazitäten geschaffen werden sollen – etwa durch eine gezielte Einwanderungspolitik. Hier bleiben konkrete Vorschläge bisher aus.
Die Neckarbrücke wird saniert – nicht durch Lautstärke, sondern durch sachlich begründete Prioritätensetzung. Wer politische Verantwortung übernimmt, sollte das Vertrauen in öffentliche Strukturen nicht durch kalkulierte Inszenierungen schwächen, sondern mithelfen, tragfähige Lösungen zu ermöglichen.